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Sozialpsychologie über Moralische Überlegungen - Lexikon der Argumente

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Moralische Überlegungen/Motivation/Sozialpsychologie/Nadler/Mueller: Wenn Entscheidungsträger eine Präferenz bezüglich des Ergebnisses haben, nehmen sie manchmal eine verzerrte Verarbeitung von Informationen vor, um es wahrscheinlicher zu machen, dass ihr gewünschtes Ergebnis erreicht wird (Kunda, 1990)(1). Motivierte Kognition erlaubt
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Individuen, Ergebnisse zu erreichen, die sie sich wünschen, während sie die Illusion aufrechterhalten können, dass sie objektiv handeln (Ditto, Pizarro und Tannenbaum, 2009(2); Kunda, 1990(1); Pyszczynski und Greenberg, 1987(3)).
>Motivation
, >Moral.
(...) Menschen betreiben motiviertes Gedankenlesen, wenn sie mentale Zustände bewerten (Mueller, Solan und Darley, 2012)(4), jedoch ist dies eine Ausprägung eines viel umfassenderen Phänomens. Es ist wahrscheinlich, dass die kognitiven Prozesse der Juroren bei einer Vielzahl von Urteilen durch ihre Motivationen beeinflusst werden. So fanden Sood und Darley (2012)(5) beispielsweise heraus, dass der Wunsch der Menschen, ein Verhalten zu bestrafen, das sie als moralisch anstößig ansehen (z. B. nackt in den Supermarkt zu gehen), ihre Wahrnehmung der Schädlichkeit dieses Verhaltens verändert, aber nur, wenn die Feststellung eines Schadens für die Haftung erforderlich ist.
Im Allgemeinen nehmen die meisten Menschen wahr, dass jemand, der nackt in den Supermarkt geht, nicht schädlich ist, obwohl sie es trotzdem als anstößig empfinden. Wenn man ihnen jedoch sagt, dass das Schadensprinzip verlangt, dass eine Handlung schädlich sein muss, um kriminalisiert zu werden, bewerten die Teilnehmer dieses Verhalten als schädlicher. Menschen erreichen also das gewünschte Ergebnis, indem sie das zugrundeliegende Verhalten in einer Weise wahrnehmen, die das Ergebnis unterstützt.
Intention: Motiviertes Denken kann auch dann zum Tragen kommen, wenn Menschen das Ausmaß des Schadens einschätzen, was manchmal sogar in schnellen subjektiven Einschätzungen zum Ausdruck kommt. Zum Beispiel wurde den Teilnehmern eines Laborexperiments gesagt, dass ihr Partner wählen könne, ob sie einen elektrischen Schock erhalten oder eine Reihe von Tönen hören sollten (Grey und Wegner, 2008)(6).
a) In der intentionalen Bedingung erhielt der Teilnehmer einen Schock und es wurde ihm gesagt, dass dies die Option war, die sein Partner gewählt hatte;
b) In der unintentionalen Bedingung erhielt der Teilnehmer einen Schock und es wurde ihm gesagt, dass sein Partner die andere Option des Hörens der Töne wählte, aber die entgegengesetzte Aufgabe wurde ohne Wissen des Partners zugewiesen. Teilnehmer, die absichtliche Schocks erhielten, empfanden diese als signifikant schmerzhafter als diejenigen, die unbeabsichtigte Schocks erhielten.
Das Ausmaß, in dem Schaden beabsichtigt ist, scheint also die wahrgenommene Bedeutung dieses Schadens zu beeinflussen, was wiederum das Schmerzerleben selbst beeinflusst.
Einschätzung des Schadens: Beabsichtigte Schäden können auch die Bewertung von Schäden durch Juroren beeinflussen. In einer Reihe von Experimenten sahen sich Personen schnell eine Reihe von Schadensbeträgen an, die durch das Austrocknen eines Flusses entstanden waren (z.B. "zerstörte Ernte: $759,87") und wurden später gebeten, die Gesamtsumme des Schadens zu schätzen (Ames und Fiske, 2013)(7). Wenn der Schaden absichtlich verursacht wurde (z.B. hat ein Mann flussaufwärts den Fluss umgeleitet), überhöhten die Teilnehmer
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ihre Schätzung, während diejenigen, denen gesagt wurde, dass der Schaden unbeabsichtigt war, ziemlich genau in ihrer Einschätzung waren.

1. Kunda, Ziva (1990). "The Case for Motivated Reasoning." Psychological Bulletin 108(3):480.
2. Ditto, Peter H., David A. Pizarro, and David Tannenbaum (2009). "Motivated Moral Reasoning." Psychology of Learning and Motivation 50:307-338.
3. Pyszczynski, Tom and Jeff Greenberg (1987). "Toward an Integration of Cognitive and Motivational Perspectives on Social Inference: A Biased Hypothesis-testing Model." Advances in Experimental Social Psychology 20: 297-340.
4. Mueller, Pam A., Lawrence M. Solan, and John M. Darley (2012). "When Does Knowledge Become Intent? Perceiving the Minds of Wrongdoers." Journal of Empirical Legal studies 9(4):859-892
5. Sood, Avani Mehta and John M. Darley (2012). " The Plasticity of Harm in the Service of Criminalization Goals." California Law Review: 1313-1358.
6. Gray, Kurt and Daniel M. Wegner. "Blaming God for Our Pain: Human Suffering and the Divine Mind." Personality and Social Psychology Review 14(1): 7-16.
7. Ames, Daniel L. and Susan T. Fiske (2013). "Intentional Harms Are Worse, Even When They're Not." Psychological Science 24(9): 1755-1762.


Nadler, Janice and Pam A. Mueller. „Social Psychology and the Law“. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University Press

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Sozialpsychologie

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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